Twine - Circulation review, Blcak #26
2001
Twine bewegen sich im Halbdunkel halbfunktio-
nalem Ambients und glitchiger Dynamik. Beim
ersten Hören dachte ich gleich, das wäre was für
den Bip-Hop Sampler, und siehe da, auf Version
4, die ein paar Tage später kam, waren sie gleich
vertreten. Wer also diese Art des filigranen
Klangforschertums und technoider Avantgarde
bevorzugt, sollte bei Twine mal reinhören. Als
würde Mouse On Mars Musique Concrete
Klassiker samplen, beschreiben sie eine Unzahl
klanglicher Eindrücke und verweben sie zu einem
vielschichtigen und zurückgenommenen Minimalismus, der hart an der Grenze der
Aufnahmefähigkeit des Hörers liegt. Es knackt
und knirscht sich in Rage und gleitet in erschöpfte
Hallschweben und undefinierbare
Klangursprünge. Dabei werkeln die beiden
Amerikaner in gefühlvollen Stimmungen und ent-
fernten Computernirwana, als hätte man die sibi-
rische Tundra in zersprungenen Binärcode gewandelt.
Organo-wissenschaftlicher
Klangzirkus mit Tiefenwirkung. Einen Hang zum
Klang an sich sollte der Hörer schon mitbringen,
sonst wirkt es wohl zu zerhackt, beschichtet und
zufällig kombiniert. Man kann sich schnell allein
gelassen fühlen in den ganzen Samples, Field
Recordings, Clicks und bearbeiteten
Klangsourcen. Es wird den meisten zu experi-
mentell sein, ich fand's trotz gewisser Längen
kurzweilig und hatte diesen Effekt der sofortigen
Entrücktheit und Zartheit. Wenn dieser Mix aus
realem Geräusch und synthetischer Melodie wir-
ken soll, muß man sich erst mal darauf einlassen,
dann aber kann es sehr erbaulich sein. (T™)